Humusaufbau

Humus per Definition ist die Gesamtheit der organischen Stoffe im Boden, die beim Ab- und Umbau pflanzlicher und tierischer Überreste entstehen.
Gemessen wird der Humusgehalt indem man den organischen Kohlenstoff im Boden misst und diesen Wert mit dem Faktor 1,72 multipliziert da Humus neben Kohlenstoff aus Sauerstoff, Wasserstoff, Schwefel und Stickstoff aufgebaut ist.

Eine Einteilung von Humus nach Dauer- und Nährhumus scheint überholt. Eine neue Humustheorie vertritt die Meinung, dass der Humus im wesentlichem in 3 Pools im Boden vorliegt. Das sind der Mineral-assoziierte (Schluff/Ton-gebundener) Humuspool, der Aggregat-assoziierte (in Bodenaggregaten gebundener) Humuspool und der ungeschützte Humuspool (frei im Boden vorliegende, schwer abbaubare organische Substanz). Die Stabilität des Humus nimmt dabei vom Mineral-assoziierten (mehr als 1000 Jahre) über den Aggregat-assoziierten (10bis 500 Jahre) bis zum ungeschützten Pool (weniger als 10 Jahre) ab.

Die Funktionen und Leistungsdaten des Humus sind beeindruckend. Humus kann große Mengen an Nährstoffen und Wasser speichern. Die spezifische Oberfläche von 1 g Humus beträgt 800-1000 m², woraus sich das enorme Nährstoffspeichervermögen ableitet. Humus kann das 3 bis 5-fache seines Gewichts an Wasser speichern. Bei 3 % Humus im Boden können somit mehr als 500 m³ Wasser/Hektar vom Humus gespeichert werden. Humus ist auch wesentlich am Aufbau des stabilen Krümelgefüges im Boden beteiligt, in dem der Ton-Humuskomplex eine zentrale Rolle einnimmt.

Der Humus unserer Böden ist in Gefahr

Bodenerosion durch Wind und Wasser kann in sehr kurzer Zeit große Mengen an Humus von unseren Böden abtragen. Bodenverdichtungen hemmen das Wurzelwachstum und das Bodenleben in dem sie durch ein schlechtes Luft- Wasserverhältnis und durch die Begrenzung der Durchwurzelungstiefe die Wachstumsbedingungen für Wurzeln und Bodenleben massiv verschlechtern. Häufige Bodenbearbeitung, Nährstoffungleichgewichte und fehlende organische Düngung (Wirtschaftsdünger, Kompost, Zwischenfrüchte, Ernterückstände) führen ebenfalls zu Humusabbau. Schlussendlich begünstigt auch der Klimawandel durch erhöhte Bodentemperaturen und somit gesteigertem Umsatz der organischen Substanz den Abbau von Humus.

Um den Humusgehalt zu erhöhen bzw. zu erhalten gibt es unterschiedlich Ansätze, die auch unter Fachleuten noch durchaus divergent diskutiert werden. Pflug versus Grubber und Mulchsaat oder gleich die Direktsaat sind unterschiedliche Strategien im Themenkomplex der Bodenbearbeitung. Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfruchtanbau, Untersaaten oder gar die Rückkehr zur Dreifelderwirtschaft sind die Schlagworte im Bereich des Pflanzenbaues. Wirtschaftsdünger, Kompost, organische Handelsdünger oder sogar „Cut and Carry“ Systeme zielen auf die Zufuhr organischer Substanz ab. Damit aber noch nicht Schluss: Unterschiedliche Bodenuntersuchungssysteme mit unterschiedlichen Empfehlungen bzw. die Impfung des Bodens mit Bakterien- oder Pilzpräparaten oder die Zufuhr von Pflanzenkohle machen die Entscheidungsfindung für die betrieblichen humusaufbauenden Maßnahmen nicht einfach.
All jenen, die mit humusaufbauenden Maßnahmen beginnen sei eines geraten: Machen Sie einen Schritt nach dem anderen und lassen Sie sich durch kleine Misserfolge nicht von humusaufbauenden Maßnahmen abbringen, den diese Misserfolge wird es bei der Umstellung der Böden geben.